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Unbegrenzte Lebensqualität?

Arntz, Klaus

Unbegrenzte Lebensqualität? Bioethische Herausforderungen der Moraltheologie

Die Suche nach einem sinnerfüllten und glücklichen Leben kennzeichnet ein zentrales menschliches Grundanliegen: die Lebensqualität. Die humanitäre Ambivalenz des technologischen Fortschritts hat die Frage nach der Verbesserung der Qualität des Lebens zu einem zentralen Thema sozialethischer Überlegungen werden lassen. Vor allem in der medizinischen Ethik wird gegenwärtig - angesichts des rasanten Fortschrittes in der Biotechnologie - nach den sinnvollen Grenzen des technisch Machbaren gefragt. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms und die Diskussionen um die ethische Legitimität embryonaler Stammzellforschung haben die Frage nach der Qualität des Lebens erneut in das Zentrum gesellschaftspolitischer Debatten gerückt. Die vorliegende Studie rekonstruiert die historische Genese sowie die paradigmatische Relevanz des Begriffs Lebensqualität in Ökonomie, Medizin und Philosophie. Sie leistet damit zugleich einen Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Grundlagendiskussion innerhalb der medizinischen Ethik. In kritischer Distanz zur theologisch fundierten Heiligkeit des Lebens wurde in der Moralphilosophie eine Ethik der Lebensqualität konzipiert, die inzwischen zu einer veritablen Herausforderung für die Moraltheologie geworden ist. Im Rahmen des praktisch-philosophischen Diskurses kommt dem umstrittenen ethischen Ansatz von Peter Singer eine besondere Bedeutung zu. Eine an Interessen und Präferenzen des Subjekts orientierte Ethik utilitaristischer Prägung erfreut sich innerhalb der modernen Bioethik immer größerer Zustimmung und findet auch gesamtgesellschaftlich zunehmend Resonanz und Akzeptanz. Der theologischen Ethik kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Aufgabe zu: Sie ist gefordert, ihr eigenes provokatives Potenzial in die aktuellen bioethischen Auseinandersetzungen einzubringen. Das geschieht im Verlauf dieser Arbeit dadurch, dass die fundamentalanthropologischen Prämissen innerhalb der Praktischen Ethik Peter Singers offengelegt und aus moraltheologischer Perspektive beleuchtet werden. Zunächst wird die Plausibilität der philosophisch-anthropologischen Voraussetzungen diskutiert, um danach die viel diskutierten bioethischen Kernthesen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Die theologisch-ethische Reflexion zum Thema Lebensqualität dokumentiert schließlich die Bedeutung einer christozentrisch fundierten Anthropologie für das Wirklichkeitsverständnis aus dem Glauben. Die heilsgeschichtliche Perspektive der Moraltheologie erschließt einen theologisch profilierten transzendenten Lebenssinn, der für die Akzeptanz immanenter Grenzen der Lebensqualität und angesichts der aktuellen Fragen der Bioethik normativ relevant wird.
erschienen 2002 (2.Auflage) in: Münster

Verlag: Lit-Verlag


ISBN: 3-8258-2930-8


Rezensionen:
- J. Loy, in Westfälische Nachrichten (13.06.1997)
- W. Ernst, in Theologie und Glaube (1997)