Freies Spiel sowie die komplexe Bildung mit Literatur, Musik und Kunst tragen dazu bei, Imaginations- und Kreativitätsvorstellungen auszubilden. Je vielfältiger die Anregungen und Impulse für die Kinder sind, desto komplexere Denkstrukturen entwickeln sich. Zugleich muss den Kindern jedoch Zeit gegeben werden, ihre Erlebnisse zu filtern, zu sortieren, Ordnungen und Kategorien zu bilden, damit sie nicht in der Flut sinnloser Daten untergehen. Das bedeutet konkret: Sie brauchen die Möglichkeit, ihre Welt zu erkunden, zu experimentieren, sinnliche Erfahrungen zu machen etc. und zugleich sehr viel Zeit, diese Erlebnisse angemessen im Spiel, im Erzählen, im bildnerischen Gestalten usw. zu verarbeiten. Gerade das gestalterische Tun trägt in hohem Maße zur Integration und Ordnung des Erfahrenen bei, weil der Verarbeitungs- und Formfindungsprozess verlangsamt und intensiviert vonstatten geht.
Dass dem bildnerischen Gestalten darüber hinaus die wichtige Funktion der Vorbereitung des Schreiben-Lernens inhärent ist, zeigen die in Kooperation mit dem Janusz Korczak Kindergarten, Augsburg, durchgeführten Studien, die die Bedeutung des Zeichnens für das Schreiben-Lernen untersuchen. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den graphomotorischen Fähigkeiten und der zeichnerischen Entwicklung von Kindern, da graphomotorische Testverfahren mit den altersgemäßen grafischen Entwicklungsvoraussetzungen deutlich korrelieren. Die Befunde haben belegt, dass durch diverse zeichnerische Fördermaßnahmen nicht nur die Handmotorik geschult werden kann, sondern auch die visuelle Wahrnehmung, z.B. das Vermögen zur Blatteinteilung und das Unterscheiden-Können von verschiedenen Formen oder Buchstaben, sowie das Einhalten von Richtungen und Linien – also Fähigkeiten, die für das Schreiben-Lernen Bedingung sind. Hinzu kommen die Förderung der Hand-Auge-Koordination, die Ausprägung einer eindeutigen Händigkeit, die Fähigkeit zur Kraftdosierung beim Halten des Stiftes sowie die Übung von Aufmerksamkeit und Konzentration.
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