Frühkindliche ästhetische Bildung - Ein Diskussionsbeitrag der Arbeitsgruppe Grundschule im BDK

Fachverband für Kunstpädagogik e.V.

In den vergangenen Jahren hat sich ein neues Bild vom Kind durchgesetzt, das auch Begründungen und Orientierungen für die ästhetische Bildung in der frühen Kindheit gibt. Es gilt heute als unbestritten, dass Kinder von Anfang an in Dialog und Austausch mit ihrer Welt treten, sich der umgebenden Welt auswählend und deutend zuwenden und ihre eigenen Selbst- und Weltbilder „konstruieren“. Dies tun sie in entscheidendem Maße auf ästhetische Weise nicht nur akustisch, olfaktorisch, leiblich, taktil, visuell, mit ihrem Bewegungssinn usw., sondern zugleich intentional, Sinn und Bedeutung stiftend, sich und die Welt interpretierend. Das Kind erwirbt auf diese Weise die Fähigkeit, Wirklichkeit gedanklich, symbolisch, gestalterisch u.a. auszulegen und neu entwerfen zu können. Um Kinder innerhalb dieser grundlegenden Entwicklungsprozesse nachhaltig zu fördern, muss es gelingen, die Komplexität ästhetischer Bildungsprozesse in ihrer Spezifik zu erkennen und die Kinder ­ dieser Spezifik gemäß ­ zu unterstützen. Das heißt, über bloße Übungen zur Sensibilisierung der Sinne oder das Kennen lernen bildnerisch-praktischer Verfahren (malen, plastizieren usw.) hinaus, muss berücksichtigt werden, dass sich Neues immer mit Bekanntem verbindet und dadurch Modifikationen, Differenzierungen, Vertiefungen schafft, die wiederum erst Lernen und Entwicklung ermöglichen. Das Neue existiert nicht in einem „luftleeren Raum“ sondern „antwortet“ jeweils auf etwas, was bereits vorhanden ist. Jeder ästhetische Bildungsmoment kann deshalb als ein „Mosaikstein“ in einem umfänglichen, sich stetig differenzierenden Weltbild eines Kindes aufgefasst werden ­ und hat als solcher Bedeutung. Im Kontext bildnerischer Gestaltung geht es innerhalb dieser ästhetischen Bildungsprozesse konkret um das Zusammenspiel von geschärfter Wahrnehmung, der Vorstellungsbildung, der Fantasie, der Ausdrucksbedürfnisse, der Analyse und Deutung von Bildern in ihrer Vielschichtigkeit, um das Hervorbringen von Bildern, um die Formfindung und Gestaltgebung und um die Präsentation. Die vorliegende Schrift soll zum Nachdenken anregen und Impulse für den Diskurs der ästhetischen Elementarbildung liefern. Es ist der Zwischenstand einer ca. zweijährigen Diskussion, an der Kunstpädagoginnen, Erzieherinnen und Grundschullehrer, Erziehungswissenschaftlerinnen sowie Studierende der Elementar- und Grundschulpädagogik beteiligt waren.

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