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1.17 Lehramt an Gymnasien:
Erweiterungsfach Philosophie/Ethik (LPO I 2008, § 76)


Das Studium des Erweiterungsfachs "Philosophie/Ethik" bereitet auf die Lehrtätigkeit in den Schulfächern Philosophie und Ethik an Gymnasien vor. Wer dieses Fach studiert, setzt sich mit ausgewählten Themen der Philosophiegeschichte und der theoretischen Philosophie sowie mit zentralen Grundlagen der philosophischen Ethik auseinander. Man beschäftigt sich mit religiös geprägten Zugängen zu Fragen der Lebensführung, analysiert zentrale Konfliktfelder der angewandten Ethik und wird im Rahmen der Fachdidaktik an die konkrete Arbeit im Unterricht herangeführt.

Das Fach Philosophie/Ethik kann im Bundesland Bayern nur als Erweiterungsfach (freiwilliges Drittfach) studiert werden. Mit der Neufassung der LPO I von 2008 wurden die Bestimmungen für das erste Staatsexamen zwar generell an die Grundsätze der modularisierten Studiengänge angepasst, für das Fach Philosophie/Ethik sind jedoch auch weiterhin keine Mindeststudienzeiten, Seminarscheine oder Leistungspunkte vorgeschrieben.

Die offene Regelung ermöglicht ein weithin selbstbestimmtes Studium des Fachs als Drittfach und erleichtert eine nachträgliche Erweiterung im Kontakt- oder Teilzeitstudium für bereits unterrichtende Lehrkräfte. Die umfangreichen Inhalte eignet man sich vornehmlich im Selbststudium anhand geeigneter Materialien oder durch die Teilnahme an einschlägigen Blockveranstaltungen oder Studientagen an.

 

Studienabschnitte und Prüfungen

Nach der neuen LPO I (2008) gliedert sich das Studium des Erweiterungsfachs Philosophie/ Ethik in zwei Studienabschnitte:

Der erste Studienabschnitt umfasst zunächst die allgemeinen Grundlagen des Faches und wird mit dem Erwerb eines universitären Leistungsnachweises (ULN) abgeschlossen. Dieser Leistungsnachweis ist als Zulassungsvoraussetzung bei der Meldung zum Staatsexamen vorzulegen. An der Universität Augsburg wird der ULN für das Erweiterungsfach Philosophie/Ethik durch zwei mündliche Prüfungen (je 30 Minuten) erworben. Die Note des ULN wird nicht in die Gesamtnote des Staatsexamens eingerechnet.
>> Hinweise zur Vorbereitung der mündlichen Prüfungen und Studienplan

Der zweite Studienabschnitt richtet sich sodann auf konkrete Anwendungen, auf religiöse Traditionen und auf fachdidaktische Vermittlungsformen der Ethik und wird mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Die Staatsprüfung besteht aus drei Klausuren (je 4 Stunden). Die Klausurthemen werden vom Ministerium zentral gestellt.

Die inhaltlichen Prüfungsanforderungen, die in der LPO I genannt sind, werden in einigen Themenbereichen durch Kernkurrikula genauer bestimmt, die im Amtsblatt der Bayerischen Staatsministerien für Unterricht und Kultus und für Wissenschaft, Forschung und Kunst veröffentlicht werden (aktuelle Fassung: Amtsblatt Nr. 2 vom 16. Februar 2009).

 

Lehrangebot

Lehrveranstaltungen, die für das Studium des Fachs Philosophie/Ethik geeignet erscheinen, werden im Semesterprogramm des Fachs Philosophie angekündigt und im Digicampus mit der Signatur EF Philosophie/Ethik gekennzeichnet. Empfohlen werden insbesondere

1. Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie

2. Vorlesungen zur Einführung in die Hauptdisziplinen der theoretischen Philosophie

3. Vorlesungen und Seminare zu Hauptwerken der philosophischen Ethik

4. Vorlesungen und Seminare zu den Hauptgebieten der angewandten Ethik

5. Vorlesungen und Seminare zur Religionsphilosophie und Religionswissenschaft

6. Seminare zur Didaktik und Methodik des Ethikunterrichts

7. Kolloquien und Studientage für Examenskandidaten

Wegen geeigneter Studienmaterialien wende man sich rechtzeitig vor den Prüfungen an die zuständigen Prüferinnen und Prüfer.

 

Der Aufbau des Erweiterungsfachs Philosophie/Ethik für Gymnasien (LPO I 2008, §76)

Der erste Studienabschnitt umfasst drei grundlegende Themenbereiche (ULN):

1. Geschichte der Philosophie (Kenntnisse)

2. Philosophische Grundlagen: Kenntnisse im Überblick über drei Disziplinen der theoretischen Philosophie:

a) Sprachphilosophie,
b) Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie / Logik,
c) Philosophie der Technik- und Naturwissenschaften,
d) Philosophische Anthropologie / Philosophie des Geistes,
e) Sozialphilosophie / politische Philosophie / Rechtsphilosophie,
f) Metaphysik / Ontologie / Naturphilosophie,
g) Ästhetik / Philosophie der Kunst.

3. Grundbegriffe und Aufbau philosophischer Ethik auf der Grundlage klassischer Werke, unter anderem:

a) Antike: Platon: Gorgias; Politeia. Aristoteles: Nikomachische Ethik. Cicero: De officiis.
b) Mittelalter: Thomas von Aquin: Summa Theologiae I-II, q. 1-21.
c) Neuzeit: Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten; Kritik der praktischen Vernunft. Mill: Utilitarismus.

Der universitäre Leistungsnachweis wird an der Universität Augsburg durch zwei mündliche Prüfungen (je 30 Minuten) erworben:

(1) Geschichte der Philosophie und drei Disziplinen der Theoretischen Philosophie;
(2) Grundbegriffe und Aufbau philosophischer Ethik auf der Grundlage klassischer Werke.

Der zweite Studienabschnitt umfasst drei konkretisierende Themenbereiche (Staatsexamen):

1. Angewandte Ethik

Menschliches Handelns im Licht von Natur-, Human-, Sozial- und Technikwissenschaften und zentrale Probleme der angewandten Ethik in zwei der Bereiche

a) Bioethik und Medizinethik, b) Wirtschaftsethik,
c) Umweltethik/Technikethik, d) Medien- und Informationsethik.

2. Religion

a) Religionsphilosophie, insbesondere (lt. Kernkurrikulum):

Glauben und Wissen, Gottesbegriff, Gottesbeweise, Religionskritik, Theodizee.

b) Religionswissenschaft, insbesondere (lt. Kernkurrikulum):

- Weltreligionen:
Vertiefte Kenntnisse über biblische, historische und systematische Grundlagen des Christentums; Kenntnisse über Judentum, Islam und eine asiatische religiöse Tradition (z.B. Buddhismus, Hinduismus, Konfuzianismus) hinsichtlich Quellen, Lehre, Kult und Ethik;

- Interreligiöser Dialog:
Vertiefte Kenntnisse über Formen der Begegnung und der Konflikte zwischen Religionen (Identität und Wandel der Religionen, religiöse Toleranz und Religionsfreiheit, interreligiöse Kommunikation);

- Kenntnisse über neureligiöse Bewegungen und Esoterik.

3. Fachdidaktik: Kenntnisse gemäß § 33, insbesondere (lt. Kernkurrikulum):

- Verständnis und Begründung des Ethik-Unterrichts,
- Beitrag des Ethik-Unterrichts zur Bildung,
- Themen des Ethikunterrichts entspr. den obersten Bildungszielen der Bayerischen Verfassung,
- Grundlagen der Moralpsychologie und der Moralpädagogik,
- Rationalitätsbetonende und handlungsorientierte Methoden des Ethik-Unterrichts.

 

Die Erste Staatsprüfung umfasst jeweils eine Klausur in den drei Bereichen Angewandte Ethik, Religion und Fachdidaktik (je 4 Stunden).

Für weitere Hinweise siehe die FAQ der Studienberatung zu den Erweiterungsfächern.