Malen im industriellen Umraum

Im Sommersemester 2016 haben die Studierenden des Lehrstuhls für Kunstpädagogik die Möglichkeit erhalten, ihre Bildsprache anhand industrieller Motive zu erweitern und zu verfeinern. Für das Seminar „Malen im industriellen Umraum“ öffnete die Firma Premium AEROTEC ihre Werkshallen in der Haunstetterstraße. Geboten werden dort interessante Möglichkeiten des plein air jenseits der klassischen Sujets für Malerei, Zeichnung und digitale Fotografie. Ziel ist letztlich die eigenständige, originelle Gestaltung und Hervorbringung eines künstlerischen Werkes, das sich mit den aktuellen Parametern einer industriell-technischen Ästhetik auseinandersetzt.

Von ihrer Management-Seite her gibt die Firma Premium AEROTEC zudem weitere wichtige Impulse für das künstlerische Schaffen der Studierenden: Künstlerisch-ästhetische Arbeit ist nie ganz frei von Utopie. Indem sich die Studierenden mit den jeweiligen Situationen in den Fertigungsstätten beschäftigen und eine bildnerische Umsetzung dafür finden, entrücken sie das unmittelbar Gegebene in die Zeitlosigkeit des künstlerischen Werkes und schaffen Platz für Utopien der „Industrie 4.0“. Hierbei handelt es sich um Konzepte und Reflexionen zur Arbeitswelt der Zukunft – Konzepte und Reflexionen, die aus künstlerisch-ästhetischer Perspektive die allgemein menschliche Dimension in das prognostizierte allumfassende Technikspektrum implementieren sollen, so wie es der Firma bereits in der Gegenwart gelungen ist. Daher wird auch immer wieder die menschliche Figur in ihrer Verbindung mit der Maschine und dem entstandenen Produkt zum Thema zeichnerischer, malerischer oder fotografischer Kompositionen. Diese Thematik wird ergänzt durch die enge Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Physikern in den Fertigungslaboren. Beide Seiten – auf der einen Seite die Studierenden als kreative Kunstschaffende, auf der anderen Ingenieure und Techniker, die ebenfalls kreative Lösungen finden müssen, jedoch aufgrund der Sachlage ihre Kreativität nur in wesentlich engeren Grenzen entfalten können – profitieren voneinander: Zum einen gewinnen die Studierenden Einblick in die Erfordernisse technischer Lösungen. Zum anderen ermöglicht die Kommunikation mit dieser künstlerischen Auseinandersetzung Ingenieuren und Technikern ihre Gegenstände aus anderen Blickwinkeln und Sinnzusammenhängen zu erfahren und so in neue Dispositionsspektren von Material und Form zu tauchen. Da die Firma Premium AEROTEC führend ist in der Verarbeitung von Carbon verstärktem Kohlenfaserstoff (CFK), bietet sich hier eine außerordentlich interessante Zusammenarbeit an. Bereits jetzt nehmen Studierende des Lehrstuhls für Kunstpädagogik am CFK-Roundtable der Firma teil, um gemeinsam mit Ingenieuren neue Wege des kreativen Umgangs mit diesem vielfältig einsetzbaren Material zu beleuchten.

Das Seminar „Malen im industriellen Umraum“ fand einmal wöchentlich mittwochs statt. Konzipiert, organisiert und durchgeführt wurde es von Brigitte Jung, Tutorin für Malerei. Verantwortlicher Dozent des Lehrstuhls ist Urs Freund. Mit einer Ausstellung im Gebäude der Firma Premium AEROTEC im Juli 2016, die mit einem begleitenden Katalog dokumentiert wurde, endete die erste Projekteinheit, Fortsetzung folgt.